Durch die gesamte Schließungsdebatte entstehe insbesondere bei den Grundschul-Eltern eine große Verunsicherung über die künftigen Bildungswege der Kinder nach der Grundschule. „Was sagen wir denn jetzt den Eltern?“, fasste Kollegiumsmitglied Günther Umlauf die schwierige Situation zusammen.
Die Vogelsberger CDU sei sich mit der Schulgemeinde einig, so der Fraktionsvorsitzende, dass es „absoluter Quatsch“ sei, die Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule zum nächsten Schuljahr zu schließen und dafür eine neue Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld zu eröffnen, wie dies Schuldezernent Peter Zielinski (B90/Grüne) in der letzten Kreistagssitzung vorgeschlagen habe. Es sei „vollkommen sinnlos“, ein Schulform-Angebot an einer bestimmten Schule zu streichen und ein paar hundert Meter weiter ein identisches Angebot neu aufzubauen. Hierdurch werde nichts gespart und zugleich Unruhe an zwei Schulstandorten verursacht, kritisierte Paule. Schuldezernent Zielinski widerspreche sich selbst, wenn er in einer Vorlage zur letzten Kreistagssitzung ausführe, dass er die Schulentwicklungsplanung gemeinsam mit allen zu beteiligenden Akteuren in 2016 fortschreiben wolle nun aber durch die Schließung der Förderstufen in Alsfeld und Angersbach „vollendete Tatsachen“ schaffen wolle, ergänzte Schulausschussmitglied Edgar Merle (Alsfeld-Eudorf).
„Schuldezernent Zielinski verschweigt zudem, dass mit der geplanten Verlagerung der Förderstufe von der Gerhart-Hauptmann-Schule an die Geschwister-Scholl-Schule auch das bisher dort bestehende Realschul-Angebot für die 5. und 6. Klasse in Alsfeld gestrichen würde“, erläuterten die Vertreter der CDU. Zurzeit könnten Eltern im Bereich Alsfeld am Ende der Grundschule noch zwischen drei verschiedenen Angeboten für die 5. Klasse wählen: Die Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule, die Realschule an der Geschwister-Scholl-Schule und das Gymnasium an der Albert-Schweitzer-Schule. Bei der vom Schuldezernenten gewünschten Verlagerung der Förderstufe an die Geschwister-Scholl-Schule müsste das dortige Realschul-Angebot für die Klassen 5 und 6 laut Schulgesetz zwingend eingestellt werden. Somit könnten die Eltern im Alsfelder Einzugsbereich dann nur noch zwischen Gymnasium und Förderstufe wählen. „Dies ist eine nicht hinnehmbare Beschränkung der Schulwahlfreiheit für die Eltern im Alsfelder Umland und eine Verschlechterung der Ausbildungssituation in Alsfeld“, ärgerte sich Edgar Merle.
Es sei auch falsch, dass sich der Kreis bei seiner Schließungs-Idee auf den 2011 zuletzt fortgeschriebenen Schulentwicklungsplan des Kreises berufe, der seinerzeit auch mit den Stimmen der CDU beschlossen worden sei. Damals hätte man die Einrichtung von so genannten Mittelstufenschulen in Alsfeld und Lauterbach vorgesehen. „Die Einrichtung der Mittelstufenschulen war damals die Bedingung für eine Aufhebung der Förderstufen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Paule. Da es der Kreis aber weder in Alsfeld noch in Lauterbach geschafft habe, die Mittelstufenschulen einzuführen, könne man jetzt nicht losgelöst davon die Schließung von Förderstufen vorantreiben. Eine solche Maßnahme sei „schlicht unlogisch“ betonten auch die Vertreter der Gerhart-Hauptmann-Schule.
Sowohl die CDU im Kreistag als auch die Schulgemeinde werden sich beim Vogelsbergkreis für ein Umdenken und für den weiteren Erhalt der Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule einsetzen, erklärten alle Gesprächsteilnehmer abschließend.
Die Personen im Bild:
(vlnr.): Fraktionsvorsitzender Stephan Paule, Alexander Heinz, Personalratsvorsitzende Beate Rheinländer, Edgar Merle, Michael Refflinghaus, Annerose Seipp, Helmut Freudenreich, Rosemarie Müller, Frank Jungk, Lehrerin Susanne Kühnl, Elternvertreterin Dr. Bianka Erhardt-Gerst, Schulleiterin Hannelore Hartl, Dieter Boss, Lehrer Günther Umlauf, Lehrerin Rebecca Ahrend.